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Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV)

FSK-Buttons

Ich fragte gestern in die große Twitter-Runde, worüber ich denn mal bloggen könnte. Neben dem Paintball-Ding, dass Jelena vorgeschlagen hatte – das ich eigentlich schon schrieb als sie es vorschlug, aber egal – schlug Jens vor, was über den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, abgekürzt JMStV, zu schreiben. Darüber hat er nämlich auch schon recht viel geschrieben und ist wohl heute auch bei den Grünen NRW zu Gast, die darüber in Mülheim tagen.

Puh, der Begriff allein, also Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, ist schon viel zu lang und amtssprachig um sexy zu klingen, der Inhalt oder das Ziel des selbigen ist eigentlich genau so unsexy. Zum 1. Januar 2011 – das ist schon in wenigen Wochen – soll der JMStV nämlich neu beschlossen werden und sich, auf nicht wirklich nachgedachte Weise, auch ans Internet angepasst werden.

Online-Kennzeichnung

Der größte Schmuh den der neue JMStV mit sich bringen soll, sofern ihm denn zugestimmt wird, ist eine Alterskennzeichnung von Online-Inhalten. Ich als Website-Betreiber soll mir also quasi überlegen, ab welcher Altersgruppe meine Website keinen seelischen, pädagogischen oder sonstigen Schaden nimmt. Eingestuft werden soll wie bei Filmen und Computer-Spielen ab 0 Jahren, ab 6 Jahren, ab 12 Jahren, ab 16 Jahren und ab 18 Jahren. Das müsste ich alles selbst entscheiden und wohl auch die Verantwortung dafür tragen. Da ich sowas aber nicht abschätzen kann und eine Mitgliedschaft bei der FSK oder USK mit 4.000 € pro Jahr zu Buche schlägt, würde es bei mir wohl darauf hinauslaufen, dass beispielsweise der Pixelscheucher ab 16 oder gar erst 18 von mir freigegeben wird.

Großer Käse, nicht? Kommt noch besser:

Internet-Öffnungszeiten

Wie im Fernsehen sollen Erwachsenen-Inhalte, also der Kram ab 18 aber auch 16, erst nach 22 Uhr frei zugänglich sein. Genau, so blöd habe ich auch geguckt.

Und wie soll es kontrolliert werden, dass ungeeignete Besucher auf meine Website kommen? Haha, ganz großer Wurf: Altersverifikation oder die Website gänzlich als Bezahlangebot anbieten. Altersverifikation hat ja schon immer gut geklappt, Bezahlangebote stellt irgendwie das Netz als solches in Frage, was ja eigentlich frei zugängliche Inhalte möglich macht. Alles nicht so der Bringer, was?

Kontrolle per Programm

Ach ja, dann wären da noch Kontroll-Programme für den heimischen PC, die es seit Jahren wie Sand am Meer gibt. Die werden von verschiedenen Firmen angeboten, welche auch gleichzeitig Listen pflegen, welche Webseiten denn bis wieviel Jahren gefährdend sein können. Diese sollen hier auch zum Einsatz kommen, wie man diese einstellt ist dann aber wieder Elternsache und damit ist diese ganze Kontrollwut auch schon wieder unnütz. Außer man dreht die ganze Sache so, dass jeder Provider in Deutschland seinen Kunden so ein Kontroll-Programm unter die Nase reiben muss und wer das nicht macht, bekommt auch nichts mehr angezeigt.

Technische Lösung

Über die technische Lösung, also wie man die Alterseinstufung in die Website einbindet, ist man sich noch nicht sicher, ich könnte mir hier aber gut ein Meta-Tag im Quellcode vorstellen. So ’n hässlichen Button wie auf DVDs möchte ich mir hier nämlich nicht hinpacken.

Zum Abschluss

Ich bin mir nicht sicher ob ich das jetzt alles auch richtig verstanden und wiedergegeben habe, als Quelle diente mir hier einerseits die Berichterstattung von Jens aber auch ein großer Artikel von telemedicus zum JMStV. Eine weitere gute Quellen dürfte netzpolitik.org sein. Update, 30. November 2010: auch das t3n-Magazin hat nochmal eine Zusammenfassung des JMStV online gestellt.

Die FSK-Buttons in der Grafik stammen aus dem Artikel zur FSK in der Wikipedia

7 Antworten auf „Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV)“

BulletBee b.v. …wäre nicht schlecht^^

In Sachen Jugendschutz sind die auf jeden Fall deutlich lockerer als die Deutschen. Wenn man sich beispielsweise Websites wie Gayromeo.com, Gayroyal.com, etc. anschaut. Die sind nach NL abgewandert, weil dort die Gesetze einfacher sind.

In Deutschland ist der Jugendschutz eh überreguliert. Wie so vieles andere auch. Schaut man sich zum Beispiel Pay-TV an …egal ob bei Sky, T-Home oder den Kabelbetreibern. Bei allen Anbietern sind Jugendschutz-PINs vorgeschrieben – recht nervig – vor allem wenn im Haushalt keine Kinder leben. Und auch die neuen FSK-Regelungen …riesige Logos auf den Medien, nicht überspringbare Einblendungen auf DVDs.

Bloß wenn man sich so umschaut in anderen Ländern ist das keineswegs dort auch so wie bei uns. D. h. ich kann mir Filme, Pornos und andere „jugendgefährdende Inhalte” relativ problemlos besorgen …auch als Minderjähriger. Wenn man schon sowas aufzieht wie wir deutsche, dann müsste man schauen, dass dies auch weltweit erfolgt, denn sonst bringt es nicht so viel.

Und das Lustige ist, das ist die gleiche Begründung, warum hier in Deutschland keine schärferen Finanzmarktregeleln in Kraft getreten sind; weil das nichts bringt, wenn Deutschland das im Alleingang macht. Die Firmen würden dann halt abwandern (so wie die o.g. nach NL).

Was lernen wir daraus: schärfere Jugendschutzregelungen sind in Deutschland möglich weil dem Staat dadurch nicht so viel Geld verloren geht. Naja, aber das ist ja genauso wie mit anderen Sachen, an denen der Staat verdient …Alkohol, Zigaretten, etc. Wenn es ums Geld geht sind Prinzipien sehr dehnbar.

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